In Lettland, bei meiner Familie

 

Ich war jetzt fast eine Woche mit meiner liebsten Schwiegertochter Magda, mit meiner liebsten Enkelin Tilda und mit meinem liebsten Sohn Matthias hier in Lettland zusammen. Und zwar eine halbe Autostunde nördlich von Riga in Saulkratis, übersetzt: die Sonnenküste,  in einem 200 Jahre alten Blockbohlenhaus. Das Wetter war wechselhaft, meistens 1/2 Tag Sonne und ½ Tag Regen. Und die Lufttemperaturen waren meisten im 10 -20° - Bereich. Also Kaminwetter. Wir haben lange Spaziergänge am 5 Min entfernten Strand gemacht, gut gegessen, viel erzählt und uns mit der der kleinen Tilda beschäftigt, wenn sie nicht geschlafen hat. Sie lächelt schon zurück, wenn ich sie anlächele. Ich glaube, sie mich mag mich.

Ein Höhepunkt des Besuchs war die Sonnenwendfeier in Sigulda, der Geburtstadt von Magda. Die ganze Stadt war in einem großen Park zusammengekommen, die meisten in ihrer Tracht, die je nach Herkunftsgegend sehr verschieden ist. Die Frauen hatten selbst gemachte Blumenkränze und die Männer Hüte mit Eichenlaub auf dem Kopf. Es waren verschiedene Feuer angemacht um die die Besucher tanzten und/oder mehrstimmig, ganz wunderbar, sangen. Und die Kinder waren auch geschmückt und bis spätabends mit dabei. Die Leute hatten sich Brotzeiten und Getränke mitgebracht. Es war eine sehr, sehr eindrucksvolle Stimmung, fast feierlich, würde ich sagen. Und ich habe keinen Volltrunkenen gesehen. Zum Abschluss des Abends wurde eine Feuerrad angezündet und tu Tal Berg gerollt. Leider hat Adolf Hitler diese Feier in Deutschland für seine Zwecke missbraucht und diese Tradition gibt es m.W. bei uns nicht mehr.

Natürlich waren wir auch in Riga mit ihren 700 Tsd Bewohner, die größte Stadt des Baltikums. Magda hat uns herumgeführt. Die Altstadt mit ihren wunderbaren alten Bauten, der riesengroße evangelische Dom, das Jugendstilviertel sind ein Muss zu sehen.

Eine kleine persönliche Geschichte zum Dom: Die Besichtigung des Doms kostet Eintritt. Eine junge Dame, dem Aussehen nach aus Fernost kommend, fragte mich auf Englisch wie viel es denn kosten würde. Ich sagte es Ihr und ließ Ihr den Vortritt, natürlich! Die Kassiererin hat uns Beide wohl miteinander reden sehen und hat gleich für zwei abgerechnet. Ich gab ihr das Geld und sagte auf Englisch: Die Kassiererin dachte, wir wären ein Paar und lächelte. Wir kamen ins Gespräch nach dem wohin und woher und sie erzählte mir dann, dass sie aus Japan käme aber in Leipzig Biologie studiert habe. Wir gingen durch die Kirche und dann fragte sie mich, ob dies eine katholische oder evangelische Kirche sei. Ich sagte vollmundig a la manfredo: Katholisch, denke ich, hier ist doch alles katholisch. Wie verloren uns. Die Bilder im Kirchenfenster machten mich allerdings stutzig und tatsächlich am Ausgang fand ich in einer Beschreibung mein schlechtes Gewissen bestätigt. Ein Kirchenfenster zeigte Martin Luther, es war eine ev. Kirche. Magda sagte mir dann später das die Letten überwiegend evangelisch seien, anders als die Litauer, die überwiegend katholisch sind.

Die wechselvolle Geschichte Lettlands, die auch von den Deutschen geprägt wurde sind interessant, lassen sich aber sicher auch woanders nachlesen.

Zur heutigen Situation: Im Reiseführer steht.sinngemäß: Lettland hat sich zur Schweiz des Baltikums entwickelt. Einheimische konnten mir das nicht so spontan bestätigen. Einer sagte mir jedoch nach Überlegen, dass er sich das vorstellen könnte, denn sie hätten 26 Banken und das bei  2,5 Mio. Einwohnern.

In bin gestern aus Saulkratis , mit ein bisschen Wehmut weggefahren und stehe gerade an der Küste Estlands auf der Insel Saaremaa, schaue aufs Meer und schreibe und werde heute wild campen. Hoffentlich klauen sie mich nicht, aber ich denke wenn, klauen sie eher mein Geld und meine Wertsachen.

Morgen geht’s nach Tallin. Bis bald.

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Kommentare: 3
  • #1

    Almuth und Harald (Donnerstag, 26 Juni 2014 23:35)

    Hi Manfred, wirklich schön von Dir zu hören - und deine Reiseberichte zu lesen - DANKE! Wir wünschen dir ganz schöne Tage bei deiner liebsten Schwiegertochter mit Anhang :-). A+H

  • #2

    Melanie (Freitag, 27 Juni 2014 07:08)

    Hallo Manfredo, wir mögen Dich doch alle, warum sollte Tilda da eine Ausnahme sein! ;-)
    Deine Reiseberichte sind spannend und ich freue mich sehr darüber.
    Pass schön auf Dich auf und weiterhin viele schöne Erlebnisse.
    Viele Grüße Melanie

  • #3

    Christel (Freitag, 27 Juni 2014 09:24)

    Schön, dass Land von Magda und Tilda zu sehen. Es ist allein schon eine Reise wert. Aber ich glaube , dass noch viele tolle Erlebnisse und Eindrücke warten. Ich freu mich schon auf den nächsten Bericht! Christel