Die weißen Nächte in St. Petersburg

 

Ich bin am Sonntag Vormittag  in Petersburg angekommen. Das frühe Aufstehen hattte sich gelohnt,  Es war an der Grenze nur ein Auto vor mir und nicht 35.Autos wie am späten Vorabend..Da die Grenze durch den Ort Narva verläuft, ist dort wenig Platz. So ist die Autoregristrierung und die Passkontrolle an den Stadtrand verschoben worden. Muss man aber wissen. Ich habs auf dem Campingplatz in Tallin erfahren. Na ja, nach 1 ½ h Stunden war ich durch und ohne eine extra Haftpflichtversicherung abschließen zu müssen. Im Internet steht es noch anders. Ich sollte auch einmal einen Beitrag für künftige Reisende schreiben. Die Fahrt in den frühen Sonntagmorgenstunden verlief wg. des wenigen Verkehrs zwar sehr holperig,  aber dafür zügig. Die Orientierung in St. Peter, so nenne ich die Stadt auch, wie die Russen (St. Pitter), eine 5 Mio Stadt war schon herausfordernd. Den Stadtplan auf den Knien und die Zahl der Straßenkreuzungen zählend nachdenen man entsprechend abbiegen musste und dabei in den tlw. fünf Spuren die Übersicht zu behalten war nicht immer einfach und ist auch einige Male schiefgelaufen: Aber was machts, dann nimmt man halt die nächste Kreuzung und korrigert den eigentlich  geplanten Fahrweg. So macht es  das Navi ja auch. Die alte Rallye- Beifahrerzeit wurde da wieder präsent. So um 10:00 Uhr war ich dann auf dem Campingplatz an einem der Mündungsarme der Nava. Eingebettet zwischen kleinen Garagenautowerkstätten und einem Motorsporthafen und im Rücken riesige Plattenbauten. Aber was machts, in den Gr0ßstädten gibt’s da nicht die große Auswahl.. Die Eigentümerin Alexandra, eine flotte junge Frau, war mit einem Künstler aus Amsterdam, nach dem Aussehen mit afrikanischen Wurzeln, dabei ein Hausboot nach oben aufzustocken.. Der untere Teil war letztes Jahr fertig gestellt und vermietet  wordenund in diesem Jahr kam die „Krone“ drauf. Sie hat mir alles gezeigt und war sehr stolz, mit gutem Grund. Die Beiden waren ein interessantes Paar, welche im Wohnwagen auf dem Platz lebten. An einem Abend kam eine schwere schwarze Limousine auf den Platz gefahren und ein offensichtlich gut verdienender Mann mittleren Alters ging mit einer äußerst attraktiven jungen Dame eng umschlungen im dichten Regen in eines der Apartments auf dem Hausboot. Man soll da auch eine wundere Aussicht haben…,

Aber ich sollte Euch lieber etwas über die großartigen Bauten in St. Peter erzählen.

 

Nachdem ich eincheckt hatte, Anreistag und Autokennzeichen wurden nur von einem russisch sprechenden Wachmann notiert., habe ich mich aus Fahrrad geschwungen und bin in die Eremitage, eines der bedeutenden Museen der Welt mit 5 Mio. Besuchern/Jahr gefahren. Die Eintrittskarte habe ich in 5 Minuten bekommen, erwartet hatte ich 2- 3 h Wartezeit.. Der Eingang soll wohl jeden Ankömmling von der Großartigkeit des Landes überzeugen. Viel Gold und große Kristallleuchter riesige, wunderbare Decken- und Wandgemälde prägen diese großartige Barockgebäude (ich selbst finde ja Barock zu überladen). Dann habe ich nicht gezögert mich in die Geschichte zu stürzen, angefangen mit den alten Griechen 800 Jahre vor Christi mit den übermannsgroßen, beschrifteten Steintafeln, den wunderbaren, dutzenden, Vasen bemalt mit Figuren von Persönlichkeiten, Kriegsszenen und/oder Beziehungen zwischen  Mann und Frau bis hin zu den alten Ägyptern mit Mumien und ausgeschmückten Riesen-Sarkophagen und zur Kunst des Fernem Ostens. Ein Großteil nimmt die europäische Geschichte in Anspruch, die in über vielen hundert, teils riesengroßen Gemälde, dargestellt wird. Für mich waren die originalen Malereien von da Vinci, van Gogh, Picasso um nur drei zu nennen, ein schöner Abschluss des Besuchs. Wenn man bedenkt, dass sie nur 2 % des musealen Bestandes ausstellt werden kann bekommt man ein Gefühl dafür, was hier für Kunstschätze liegen.. Aber ich weiß nicht, ob es Euch auch wie mir geht, nach einigen Stunden war ich müde vom Schauen und bin dann heimgeradelt.

Auf dem Campingplatz hatte ich noch ein nettes Gespräch mit meinen neuen Nachbarn, einem jungen Ehepaar aus Hamburg mit einem 10 Monate alten, Jungen, welche die 2 monatige Elternzeit des Mannes auch für eine Ostseerundreise in umgekehrter Richtung machen. Das ist schon das zweite Ehepaar, das ich mit dieser Idee antreffe. Und Leute die unheimlich nett und locker die Reise angehen. Sehr schön.! Übrigens, die Frau sagte: Ja, ja  Jimdo kenn ich!!! Die Nacht war eher grau als weiß, es hat ordentlich geregnet.

Der Montag startete sehr wechselhaft mit mehr Regen und wenigen Regenpausen. Mein Plan war je nach Wetterlage etwas innen oder außen zu besichtigen. Das es regnete bin ich bin dann in die St. Isaaks Kathedrale geradelt und mich mit den 200 Stufen zum Turm hoch, mich innerlich wieder aufzuwärmen . Ihr kennt das sicherlich, wenn man nass ist und anfängt zu frieren. Die  Aussicht über die Stadt war zwar regenverhangen, aber doch grandious. Es ging auf der anderen Seite wieder runter, einmal um die Kirche herum, ungefähr gefühlte 3 Fußballfelder lang -  im Regen -, und dann in  die. Kirche. Nach einem Überblick hatte ich das Glück eine deutschsprachige Einzelführung mit anzuhören, mit sehr freundlich, lächelnder Genehmigung der Auftraggebenden jungen Frau. Die Gemälde dieser Kirche, ob an der Wand oder Decke waren aus Mosaik nach italienischem Vorbild gemacht. Faszinierend, mit welchen genauen Farbabstufungen die Bilder gemacht waren. Ich glaube, ein Maler hat erst ein richtiges Bild  gemalt und dann wurden die kleinen farbechten Mosaikstückchen, die vielleicht 2 x 2 cm sind, aufgeklebt. Ist ja eigentlich unsere heutige Pixeltechnik. Aber mit dem Auge ist es wie ein analoges Bild zu sehen. Jedenfalls für einen etwas älteren Mann , wie mich.

Dann wollte ich mir den „ Kurfürstendamm. von St. Peter anschauen. Gesagt getan. Im Regen die Neysky Prospect, wow, daswar eine  Herausforderung. Spurrillen, d.h. Pfützen, Bordsteinkanten, die Treppenstufenhöhe und mehr haben.  Kein Mensch schert sich, wenn man auf dem Fußweg fährt,  doch bei diesen kilometerlangen Menschenmengen im Regen und am Montag! Also, auf die Fahrbahn mit in die Spurrillen., vorzugsweise in die der Bustrasse. Ich suchte das Kaufhaus Gosting Dwar was meiner Erwartung dem KadeWe entsprechen sollte. Ich habe es nicht gesehen, da ich das Gebäude des KadeWe im Kopf hatte und nicht ein langes nur zweistöckiges Gebäude. So bin ich dann vorbeigefahren. Am Ende war ich an einem der Bahnhöfe gelandet. Auf den Gleisen stand ein ICE, oder eine gute Kopie. Auf die Zeichenfrage an einen Beamten, wie schnell er denn fahre, tippte der ganz cool in sein Uralt-Handy 200. Ich hob beide Damen nach oben und wir beide grinsten.

Es regnete immer noch und stärker. Nebenan war ein riesiges Einkaufszentrum. Fahrrad angeschlossen und rein, um trocken zu werden. Alle bekannten Weltmarktketten sind dort vertreten und es herrscht reger Betrieb mit jungen modisch gekleideten, jungen Leuten. Ich hab mir dann im Sportgeschäft noch eine Brusttasche für Wertsachen getauft, meine alte habe ich zuhause nicht gefunden, die eigentlich für Russland gedacht war. Aber ich wollte doch am nächsten Tag abreisen. Also was für ein Quatsch, aber gekauft. Plastik für 6 €. Dann raus, mit lautem Piepen, weil die Kassiererin den Klauschutz nicht entfernt hat.  Der Verkäufer zuckte entschuldigend die Achseln.. Es regnete immer noch, Also ab aufs Fahrrad und zum Gosting Dwar. Was ich mir in den Kopf setze …

Das Gosting Dwar war  ein zwei geschossiger Bau mit dreieckigem Grundriß. Jede Seite war bestimmt 200m lang.  Die Gänge an denen beidseitig kleine Geschäfte mit für mich unattraktiven Waren teils lieblos anboten wurden, hatten wenige  Kunden. Es präsentierte für mich das alte Russland.

Bin dann zum Marinsky Theater geradelt um vielleicht eine Restkarte für eine Ballettausführung zu ergattern. Unterwegs sprach mich eine Frau in einer Rotphase auf Russisch an, weil sie etwas suchte. Sorry, I only speak German or Englisch antwortete ich. Sie antwortete im akzentfreien, amerikanischen Englisch und wir kamen bei Regen ins Gespräch. Sie war vor 20 Jahren in die USA ausgereist und besuchte nun zum zweiten Mal ihre Heimatstadt. Auf meine Frage, wie sie die Entwicklung sehe, antwortete sie, sie wäre  positiv, aber es wäre noch einiges an der alten Mentalität zu tun.

Im Marinsky Theater hatte ich Glück und habe Karten leider nicht für Montag und für Romeo und Julia bekommen, sondern für Dienstgag für eine Aufführung mit dem Thema Liebe, das passt immer…

Auf dem Rückweg, ich war schon wieder pitschnass, fiel mir ein, dass ich noch unbedingt Metro fahren wollte. Ich fragte einen Polizisten nach der nächsten Station, Er brachte mich im Regen zur nächsten Station und bedeutete, dass das nur ohne Fahrrad ginge. Ich erklärte ihm, dass ich das Fahrrad an einem der dicken Regenfallrohren anschließen würde. Er bedeutete mir mit der Fingersprache, dass mein Schloss wohl nicht das sicherste ist, womit er Recht hat.

Angeschlossen und dann in die Metro Station. Sie haben ein tolles Ticket-System. Du kaufst dir Yetons an einem Automaten und steckst einen Yeton in einen Schlitz am Drehkreuz und kannst dann so lange fahren, wie du willst. Gemacht getan. Und dann ging es über 100 m mit langen Rolltreppen in die Tiefe. Dabei kannst du ganz schön die anderen Menschen studieren, die in die Gegenrichtung fahren. Aufgefallen sind mir die vielen verliebten jungen Paare. Ich bin dann einige Stationen hin und zurück gefahren. Alles pieksauber und die Menschen sehr diszipliniert. Die Metro wurde in den 30er Jahren begonnen, ist aber erst in den 50er Jahren fertig gestellt worden. Da der Untergrund sehr problematisch ist, verläuft sie im Durchschnitt 60 m unter der Erde. Es werden ca. 3 Mio Menschen täglich befördert. Eine tolle Leistung!

 

Am anderen Morgen kam ich nach dem Frühstück ich mit einem anderen,  neuern Nachbarn ins Gespräch. Ein Ehepaar im Ruhestand war mit einem Mercedes Allradlastwagen der praktisch einen Wohncontainer auf dem Buckel hatte, unterwegs. Ein richtig professionell umgebautes Teil mit zweimal 500 l Dieseltank, umschaltbar. Muss ein Vermögen gekostet haben. Sie fuhren damit das schon seit 2007 und haben jetzt 90 Tsd. km auf dem Tacho. Sie waren fast die gleiche Strecke gekommen und wollten weiter nach Murmansk Für nächstes Jahr wollen Sie mit 3 weiteren Offroadern in die Mongolei. Sie sind durch eine großzügig bemessene Photovoltaikanlage auch bei schlechtem Wetter ziemlich autark und heizen selbst ihren Backofen  elektrisch. Wir haben uns dann noch ein bisschen über unsere technischen Probleme im Ausland unterhalten. War sehr spannend und unterhaltsam

Ich wollte dann am Bankautomaten Geld abheben, ging aber nicht. Meine EC-Karte wurde wieder herausgespuckt. Tja, Russland gehört eben nicht zur EG, sollte man wissen!!! Auch meine American Express Karte  wollte man zur Bezahlung nicht. Und meine VISA – Card liegt zu Haus, man muss ja nicht 3 Karten mitnehmen. Aber ich hatte noch in meiner Lauftasche genug Euro-Reserven , um den Engpass zu überbrücken. Tagsüber habe ich dann die  Peter und Paul Festung auf einer Insel in der Neva angeschaut. Allerdings war ich schon ein wenig sightseeingmüde. Ein Schnellbootrennen um die Festung herum war da gerade die richtige Alternative. Nachmittags habe ich dann bei Alexandra auf dem Campingplatz ausgecheckt und bin gemütlich mit Arthur zum Marinsky Theater gefahren. Aber es war ein Riesenstau und ich wurde immer unruhiger. Schließlich war ich eine halbe Stunde vor Vorstellung da. Schnell in Arthur umgezogen und zum Theater. Merkwürdig gegangen, aber komisch, es waren keine Leute da. Hilfesuchend schaute ich mich um. Schließlich fiel mein Blick auf eine Uhr. Sie ging genau eine Stunde vor. Tatsächlich ist St. Peter noch eine Stunde vor den baltischen Statten, die schon 1 h vor unserer Zeit sind. Tja, das ganze Zeitmanagement a la manfredo, was viele Euch auch kennen, ist für die Katz, wenn der Ausgangspunkt nicht richtig ist.

Aber, wie fast immer hatte ich Glück mit der Vorstellung, die noch lief und in der der 1. Akt fast zu Ende war.. Eine Platzanweiserin, so wie man sie sicht vorstellt, nahm mich an die Hand und führte mich im Dunkeln zu meinen Platz. So konnte ich dann noch den 2.  und 3. Akt sehen. Es war einfach schön, ein tolles Erlebnis zum Schluss meines St. Peter Besuchs. Zurück zum Auto. Von weitem sah ich schon die Rücklichter brennen. Na manfredo, hast Du das Licht angelassen? Tatsächlich der Anlasser zuckte nur kurz. Aber kein Problem, umgezogen und mit dem Starthilfekabel und meiner 2. Batterie angelassen.

Die Fahrt nach Finnland war in der Nacht, es wurde ja nicht richtig dunkel, kein Problem. Vom Ortsausgang St.Peter ging es über fast 30 km auf einer neuen Autobahn mit Mautstationen. Das war sehr angenehm! Aber dann auch weiter auf gut ausgebauter vergleichsweisen Bundesstraße zur Grenze. Der Grenzübergang war deutlich schneller als die Einreise, da ich ja keine Formulare auszufüllen hatte. Die Einreise nach Finnland war Europa – like.. Nach einigen Finnland Kilometern bin dann zum Ostseestrand gefahren und bin dann todmüde ins Bett gefallen. Am nächsten Morgen bin ich dann auf einem ***** Sterne Campinplatz an der Ostsee gelandet, der die 5 Sterne auch richtig verdient. Heute Morgen z.B. war von 8-10 Uhr  Strandsauna, einfach toll. Ich genieße es. Der richtige Ort um St.  Peter zu verdauen, was ich dem Schreiben des Blogs ja auch ein bisschen tue. Bis demnächst aus Helsinki, worauf mich schon sehr freue, grüßt Euch Euer manfredo

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Christel (Donnerstag, 03 Juli 2014 19:06)

    Wieder so eine gute Mischung !( Theater, Metro , Hausboot... ) L.G. Christel