In Siebenmeilenstiefeln zum Nordkap

Wie schon gesagt, die älteren Ehepaare auf dem Campingplatz in Helsinki sind schuld. Aber es lockt ja auch, wenn man noch nicht da war. Und stimmt das denn wirklich, dass die Sonne zu dieser Zeit nicht untergeht? Also ich wollte es wissen. Also hatte ich mir ausrechnet, der kleine Umweg kostet mich 1 Woche, wenn ich die Lofoten mit dranhänge, im Schnelldurchgang.

Also gedacht, getan.  Da ich in Turku erst nachmittags  loskam, habe mir erst einmal eine kürzere Strecke über Vaasa, hier findet im Winter der bekannte Vaasa – Langlauf statt, an dem Volker Sprung schon einmal teilgenommen hat,  bis Ravimondi. Diese Stadt ist im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört worden und der bekannteste Architekt Avaro Aalto hat ihren  neuen Straßenbild in Form eines Rentiergeweihs geformt, s. Foto. Heute hat sie 35 Tsd Einwohner. Ich bin dann spätabends in die Stadt geradelt und habe mir die Bauten von Alto angesehen. Auf dem Weg dahin habe ich zwei Taxifahrer nach dem Weg gefragt. – Die jungen Leute, die ich angesprochen haben,  konnten ausnahmslos gut Englisch sprechen. Jedenfalls war die Antwort der beiden jungen Taxifahrer, wer denn heute gewinnen würde, unisono: Deutschland. Den Einwand, dass die Brasilianer nun zu Haus spielen würden, ließen sie nicht gelten. Wie Recht sie hatten.

Über DBV-T konnte ich dann das Fußballspiel im finnischen Fernsehen mitverfolgen. Mann oh Mann!! Wer hätte das gedacht. Kann man so noch einmal das Endspiel bestreiten. Für mein Gefühl haben alle über 150 % gegeben. Nebenbei, es ist 0:34 Uhr, hier auf den Lofoten und es ist fast taghell.

Es fiel ein wenig schwer um 6 Uhr aufzustehen, weil ich auch ein bisschen mitgefeiert habe, aber ein langer Tag lag vor mir. Nach kurzer Zeit viel mein Navi aus. Eine Ersatzteilbeschaffung klappte leider nicht. Aber ich  hatte ja meine Karte, für Fachleute ADAC - Übersichtskarte!!! Aber halb so schlimm, ist ein bisschen wie in der Wüste: Nach 62 km rechts, nach 141 km an der T- Kreuzung links …. Es ist einfach viel Landschaft. Völlig andere Bevölkerungsdichte, als bei uns.

Die Fahrt zum Nordkap war in ihrer Länge schon anstrengend, aber an sich schon ein tolles Erlebnis. Man fühlt es förmlich wie sich die Klimazonen ändern, ja alles  unwirtlicher wurde. Die Pappeln und Kiefern werden kleiner, verkrüppeln, sehen so aus, wie beim Waldsterben im Harz.  Aus den Bäumen werden Büsche aus Büschen nur noch karge Steinlandschaften mit Moos und Gras bedeckt. Hier weiden dann nur noch die Rentiere, die man auch häufig auf der Straße  herumlaufen sieht..

Die letzten 150 km führten an der Küstenstraße entlang, mit einigen Tunneldurchfahrten, die volle Aufmerksamkeiten erforderten. Schließlich ging es dann nur noch eine vergleichbare Gletscherstraße hoch und ich war am Nordkap, dem nördlichsten Punkt Europas. Tatsächlich!

Es war so gegen 19:00 Uhr und ich war ziemlich erschöpft. Habe mal kurz zum Nordkap geguckt und mich dann hingelegt. So gegen 23:Uhr, Gott sei Dank habe ich den Wecker gehört, bin ich dann vom Übernachtungsplatz zum Nordkap gegangen. Mittlerweile waren alle Parkplätze belegt und eine große Zahl von Bussen standen vor dem Hauptgebäude. Der Platz um die Weltkugel war voller Menschen. Und wir hatten großes Glück und keinen Nebel.

UND DIE SONNE GING NICHT UNTER!!!

Sie stand noch kilometerweit hoch am über dem Horizont. Ein tolles Erlebnis. Um 1:00 Uhr bin ich dann ins Bett gegangen. Zuerst hat mich der Wind gestört, der Arthur leicht ins Schaukeln brachte. Aber nach gefühlten 1 ½ Minuten habe ich es wie ein Wiege empfunden und bin tief und fest eingeschlafen

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Kommentare: 3
  • #1

    Georg Sprung (Montag, 14 Juli 2014 00:26)

    Hallo, lieber Manfred !
    Vielen herzlichen Dank für Deine Berichte. Einfach Klasse !!!
    Deutschland ist jetzt Fußballweltmeister - und Du bist für uns
    Reiseberichtschreiber-Weltmeister !
    Mach bitte so weiter ! Wir freuen uns auf Deine glückliche und sichere Rückkehr !
    Mit besten Grüßen, Deine Renate undGeorg.

  • #2

    Melanie (Montag, 14 Juli 2014 07:42)

    Hallo lieber Manfredo,
    toll !! Auch ein großer Traum von mir das Nordkap zu sehen.
    Schöne Fotos, eine tolle Reise und tolle Berichte.
    Weiterhin viele schöne Erlebnisse und viele Grüße
    Melanie

  • #3

    Heinrich Appel (Mittwoch, 20 Januar 2016)

    Hallo, Ihren zwei Weltenbummler, am 19. 1. waren wir zum Geburtstag deines Bruders Rolf und haben uns nach eurer Reise erkundigt. Klaus war so nett, deine
    Adresse weiterzugeben. Mit grossem Interresse haben wir euren Reiseverlauf gesichtet. Alle Achtung, ich war sehr beeindruckt.
    Wir wuenschen euch weiterhin gute Fahrt und
    viele neue Eindruecke.
    Gitta und Heinrich